Wie Sie ganz einfach zu wasserbasierten Druckfarben wechseln – eine Anleitung

Umweltverträglich, sicher in der Anwendung für Mitarbeiter, eine einfache Lagerung – und all das bei einer Druckqualität, die konventionellen Druckfarben in nichts nachsteht. In diesem Artikel erklärt André Altevogt, Director Sales Packaging Solutions, wie Sie die Vorteile von wasserbasierten Druckfarben in Zukunft nutzen können. Denn die Umstellung ist einfacher als gedacht. 

Bereit machen für den Technologiewandel: Wasser statt Lösemittel

Konventionell eingesetzte bunte Druckfarben basieren auf:

  • monopigmentierten Farbkonzentraten
  • Auflackbindemitteln
  • einem Anteil an funktionellem Verschnitt

Lösemittel wie Ethanol, Ethylacetat und Ethoxypropanol sorgen für die gewünschte Druckviskosität und das gewünschte Trocknungsverhalten. Wasserbasierte bunte Druckfarben verzichten auf Lösemittel: Das Wasser gewährleistet die Viskosität. Die druckfertigen Farben bestehen aus monopigmentierten Farbkonzentraten und mindestens 60 Prozent funktionellem Verschnitt. Und das Wichtigste für Anwender: Mit den entsprechenden Anpassungen erzielen Sie die gleiche oder bessere Farbqualität und -brillanz wie mit konventionellen Druckfarben.

Warum nutzen Druckereien noch lösemittelbasierte Druckfarben?

Die Antwort auf diese Frage lautet oft: aus Gewohnheit. Denn die meisten Druckereiunternehmen arbeiten mit lösemittelbasierten Druckfarben. Sie haben Anlagen, mit denen sie die Lösemittel absaugen und verbrennen. Auch auf mögliche Risiken bei der Arbeit mit Lösemitteln sind die Druckereien eingestellt. Es erfordert ein Umdenken, mit wasserbasierten Farben zu drucken. Wir unterstützen Sie bei der Umstellung. Und das während des gesamten Prozesses. 

Bevor Sie etwas umstellen, gehen wir eingehend ins Gespräch

Sie haben sich für wasserbasierte Druckfarben entschieden? Dann beraten wir Sie zunächst. Denn ohne eine Beratung beginnen wir keine Umstellung.

Unser Fokus liegt auf den Maschinen, die bei Ihnen vor Ort stehen. Wir klären, wie Sie die Maschinen auch für wasserbasierte Farben nutzen können. Und natürlich präsentieren wir unsere wasserbasierten Farben und Hilfsmittel im Detail und gehen auf alle Ihre Fragen ein – bis Sie sicher sind, dass die Umstellung erfolgreich klappt. 

In der Regel sprechen wir dabei mit Geschäftsführern und technischen Leitern von Druckereien. Aber natürlich auch mit der Person, die entscheidend ist, wenn es ums Drucken geht: dem Druckerei-Leiter, den Druckern, Mitarbeitenden in der Farbvorbereitung – in der Farbküche. So nehmen wir alle Mitarbeitern Ihrer Druckerei im Technologiewandel mit. In manchen Fällen sind auch Umweltmanager oder Qualitätsmanager bei der Beratung vor Ort. 

In unseren Beratungsgesprächen sprechen wir mit Ihnen über die konkreten Gegebenheiten in Ihrer Druckerei.

Wasserbasierte Druckfarben sind kostengünstiger 

Auf den ersten Blick erscheinen wasserbasierte Druckfarben pro Kilo teurer als lösemittelbasierte. Doch in fast allen anderen Punkten senken wasserbasierte Druckfarben die Produktionskosten: 

  • Geringere Rohstoffkosten: Sie kaufen statt Lösemitteln nur Wasser – und das ist nicht nur einfacher zu beschaffen, sondern auch preisgünstiger.
  • Geringere Kosten für Sicherheitsmaßnahmen: Wasserbasierte Druckfarben haben kein Brand- und Explosionsrisiko. Dadurch sparen Sie Kosten für Sicherheitsmaßnahmen in der Produktion, der Lagerung und beim Transport. Und auch bei den Arbeitsschutz- und Versicherungskosten.
  • Keine Kosten für Abluftreinigung: Es entstehen keine Gase während des Druckens – Sie müssen nicht in eine teure Abluftreinigung und anschließende Verbrennung investieren. 

Wenn Sie also die Gesamtkosten betrachten, sind wasserbasierte Druckfarben günstiger als lösemittelbasierte Druckfarben. Das zeigt uns unsere langjährige Erfahrung mit Kunden.

Mit diesen 5 Schritten klappt die Umstellung auf wasserbasierte Druckfarben

Wir bei Follmann haben Unternehmen bei der Umstellung auf wasserbasierte Druckfarben unterstützt. Der Prozess dauert etwa zwei bis drei Wochen. Mit den folgenden 5 Schritten schaffen auch Sie die Umstellung problemlos:

1. Eingehende Beratung: 

Sie sind auf der Suche nach neuen Druckfarben oder suchen einen neuen, zuverlässigen Lieferanten? Wir beraten Sie ausführlich und besprechen gemeinsam mit Ihnen, wie Sie wasserbasierte Druckfarben in Ihrer Druckerei einsetzen können.
 

2. Die Auswahl der Farben: 

Sie wählen die Farbe aus, bestellen und wir liefern. Alle unsere Produkte stellen wir ausschließlich an unserem deutschen Produktionsstandort in Minden her. Der Vorteil für Sie: schnelle, zuverlässige Lieferung.

3. Neue Maschine oder mit Maschinen aus dem Bestand drucken? Das müssen Sie darüber wissen:

Neue Druckfarbe bedeutet nicht automatisch neue Druckmaschinen. Denn auch eine Maschine, auf der Sie zuvor mit lösemittelbasierten Farben gearbeitet haben, kann umgerüstet werden: Dann können Sie Maschinen aus Ihrem Bestand auch mit wasserbasierten Farben einsetzen.

Ob neue oder gebrauchte Druckmaschine – auf Folgendes sollten Sie achten:

Trocknung des Farbfilms

  • Stellen Sie ein ausreichendes Volumen an Luft zur Verfügung (angepasst auf die gewählte Druckgeschwindigkeit).
  • Die Luft muss trocken sein.
  • Die Luft darf nicht mehr mit Lösemitteldämpfen beladen sein.
  • Bei der Zwischentrocknung mit einer Zentralzylinderdruckmaschine müssen Sie Luftaustrittsgeschwindigkeit, Temperatur, Volumen und Aufprallwinkel der Luft an den Farbfilm anpassen.

Farbführung

  • Wichtig: Farbführende Teile dürfen nicht aus Aluminium oder Kupfer bestehen. Nutzen Sie Farbbehälter, Rohre und Schläuche, die für den Kontakt mit wasserbasierten Druckfarben geeignet sind.
  • Wasserbasierte Farben können im Druckprozess schäumen: Um dies zu verhindern, sollten die Pumpen entsprechend eingestellt sein.
  • Sie haben bereits ein Viskositätsregelsystem? Dies können Sie nach einer entsprechenden Justierung auch für wasserbasierte Farben verwenden. Sorgen Sie für einen Wasseranschluss.
  • Auch beim Kammerrakel müssen Sie Anpassungen vornehmen. Wählen Sie Rakelmesser und Dichtungen angemessen aus. Orientieren Sie sich an den Empfehlungen der Maschinenhersteller.
  • Passen Sie die Reinigung der farbführenden Teile an: Wir bieten dazu ein an unser Farbsystem angepasstes Reinigungsmittel an.

Für den Druck von üblichen Druckmotiven unterscheiden wir 4 Kategorien mit verschiedenen Anforderungen an die Rasterwalzen:

Aufgerasterte Halbtöne:

  • Rasterweiten bis zu 80 Linien/cm
  • Amplituden- und frequenzmodulierte Rastertechnologie
  • Rasterwalzen mit einem theoretischen Übertragungsvolumen von 3,8 bis 4,4 g/m² nass, von 240 Linien/cm bis 560 Linien/cm

Feinstrich: Rasterwalzen mit einem theoretischen Übertragungsvolumen von 8,5 g/m² bis 11 g/² nass, von 160 Linien/cm bis 250 Linien/cm

Vollstrich (Flächen): Rasterwalzen mit einem theoretischen Übertragungsvolumen von 10 g/m² nass, von 120 Linien/cm bis 200 Linien/cm

Weiß und Lack: Rasterwalzen mit einem theoretischen Übertragungsvolumen von 12 g/m² nass, von 120 Linien/cm bis 140 Linien/cm²

Nicht nur bei den Druckmaschinen können Sie auf Ihren Bestand setzen: Auch vorhandene Druckplatten lassen sich mit wasserbasierten Farben verwenden.

  • Achten Sie dabei auf die Qualität der Druckplatte. Je nach Qualität kann sich das Druckergebnis mit wasserbasierten Farben vom Resultat mit lösemittelbasierten Farben unterscheiden.
  • Stimmen Sie für ein optimales Ergebnis Plattenqualität, Unterbau und Rasterwalze aufeinander ab.
  • Mit einem Fingerprint konfigurieren Sie das beste System: So ermitteln Sie im Halbton die Druckkennlinie und ermöglichen so eine ideale Reproduktion.
  • Modifizierungen der Plattenoberfläche beim Flächendruck (Microscreening) ermöglichen eine hervorragende Farbübertragung mit geschlossenen Flächen.

Wir sorgen dafür, dass sich Ihre Farben auf Wasserbasis nicht von Ihrem Muster unterscheiden. Sie geben uns Nassmuster der eingesetzten Konzentrate, Auflackbinder und Verschnitte sowie Ihre Bestandsrezepturen in beispielsweise einer Exceltabelle. Daraus erstellen wir anschließend in diesen Schritten RTU-Farbrezepturen:

  1. Basiskonzentrate mit Follmanns wasserbasierten Konzentraten nachstellen
  2. Benötigten Verschnitt und Wasseranteil für die passende Viskosität berechnen
  3. Vergleichsandrucke mit den nachgestellten Rezepturen erstellen, um die Qualität zu ermitteln und ggf. Korrekturen vorzunehmen
  4. Einstellungen von Rasterwalze, Druckplatte und Unterbau korrigieren
  5. Bestehende Rezeptdatenbank als Offline-Datensicherung sichern

Im Anschluss speisen wir die neu ermittelten Rezepturen in Ihr System ein – ab sofort können Sie Aufträge mit wasserbasierten Druckfarben produzieren.

4. Die neuen Farben einsetzen – wir unterstützen Sie und Ihre Mitarbeiter

Sie können auf jeder Maschine mit wasserbasierten Farben drucken. Folgende Anpassungen sind essenziell, bevor Sie mit dem Drucken beginnen: Trocknung, Farbführung, Druckplatte, Rasterwalze und Viskositätseinstellungen. Wir vereinbaren einen Umstellplan mit Ihnen und Ihren Mitarbeitern. Während der Umstellung unterstützen wir sie, stehen für Fragen zur Verfügung und beobachten, ob alles reibungslos abläuft.

5. Support nach der Umstellung

Auch nach der Umstellung sind wir für Sie da. Bei Fragen wenden Sie sich gerne jederzeit an uns.

Zwei Laboranten stehen nebeneinander und gucken auf einen Zettel
Zwei Personen stehen an einem Küchentresen und gucken begeistert auf einen Computer

Wasserbasierte Druckfarben sind umweltverträglicher 

Im Druckprozess mit lösemittelbasierten Farben entstehen schädliche Abgase. Diese müssen Unternehmen neutralisieren, also beispielsweise verbrennen. Durch die Verbrennung entsteht jedoch CO2. Das verstärkt den Treibhauseffekt. Mit wasserbasierten Druckfarben müssen Sie nichts verbrennen: Sie produzieren also wesentlich weniger CO2.

Momentan gibt es viele Empfehlungen, Umweltzertifikate für einen Wettbewerbsvorteil zu erwerben. Der Handel mit Emissionszertifikaten boomt. Besser ist es, von Anfang an weniger Schadstoffe zu produzieren. So sind Sie auf aktuelle und zukünftige EU-Verordnungen zur Nachhaltigkeit vorbereitet.

An den Druckmaschinen – wir begleiten Ihre Drucker

Unternehmen vergessen bei der Umstellung oft die Drucker. Doch es ist nicht nur eine technische Umstellung. Drucker haben langjährige Erfahrung im Umgang mit der Druckmaschine: Für sie ändern sich Abläufe, Handling und ihr gesamtes Arbeitsumfeld. Deswegen sind die Drucker manchmal gegen den Wechsel. Wir legen großen Wert darauf, die Maschinenführer in den Prozess einzubinden. Unser Team steht mit an den Maschinen und schult sie im Umgang mit wasserbasierten Farben. Und wir sprechen die Sprache der Drucker – so klappt die Umstellung reibungslos.

Uns ist eins besonders wichtig: Das Druckergebnis muss nach der Umstellung das gleiche sein wie zuvor. Ob wasserbasierte oder lösemittelbasierte Farben – Ihre Kunden sollten den Wechsel gar nicht bemerken.

Wasserbasierte Druckfarben sind leistungsfähig

Mit den richtigen Anpassungen der Druckmaschinen erzielen Sie mit wasserbasierten Druckfarben

  • die gleichen Ergebnisse wie mit konventionellen Druckfarben,
  • sogar kontrastreichere Halbtondrucke, weil der Punkt spitzer druckt und weniger Tonwertzuwachs generiert,
  • eine durchschnittliche Prozessgeschwindigkeit von bis zu 500 m/min

In einem Test hat eine Bobst-Anlage unter optimalen Druckbedingungen sogar eine Produktionsgeschwindigkeit von 800 m/min erreicht. Und das

  • bei konstanter Druckqualität,
  • bei sehr gutem Trocknen des Farbfilms und
  • ohne Verblocken in der Rolle.

Auch bei der anschließenden Kaschierung haben wir hervorragende Verbundwerte erzielt.

Haben Sie
Fragen?

Wir freuen uns darauf, Sie zu beantworten.